Bequem sitzen und gut aussehen :)

  • Ich bin Ruderer. Die meisten Ruderer, die ich kenne, haben zwei Dinge gemeinsam:
    - eine Vorliebe für windstille Abende mit spiegelglattem Wasser
    - Schmerzen im Gesäß, weil die Rollsitze von der Stange nicht zur eigenen Hüftgeometrie passen (das ist nicht soo verwunderlich: Wenn wir alle Schuhe Größe 37 tragen müssten, hätten auch die meisten blutige Füße…)


    Was tun? Rollsitze bauen, die zum eigenen Hintern passen. Dazu habe ich in Fusion 360 einen Sitz entworfen, bei dem sich die wichtigsten Eigenschaften als Parameter verstellen lassen (Höhe des Profils, Abstand und Winkel der Sitzhöcker).
    Das Ergebnis fräse ich aus Schichtholz :

    2E5A660A-E7FC-4A2C-9916-A7582FFAE180.jpeg


    (Vorher habe ich auch einige Modelle mit dem 3-Drucker gemacht - aber 28 Stunden Druckzeit überfordern meine Geduld…)


    Ich nutze Estlcam sowohl als CAM als auch als Steuerung für meine HobbyLine 6045.
    Mit der Steuerung bin ich sehr zufrieden. Mit dem CAM-Teil kämpfe ich noch ein bisschen:
    Ich fräse in zwei Durchgängen. Den Schruppgang linear (geht am schnellsten: mit dem 6mm Zweischneider brauche ich bei 2000mm/min Vorschub und 5mm Tiefenzustellung eine gute halbe Stunde).
    DenSchlichtgang konturfolgend, weil es deutlich weniger manuelle Nacharbeit erfordert. Leider ist der Fräspfad, den Estlcam dafür berechnet, sehr ineffizient. Gefühlt mehr als die Hälfte der Zeit unnötige Leerfahrten. Mit dem Ergebnis, dass das Schlichten, bei dem kaum noch Material weggenommen wird, über eine Stunde dauert (mit einem 6mm Radiusfräser bei 2000 mm/min Vorschub und 15% Zustellung)

    358E1FEF-5172-42EF-B0FF-058E58FF4751.png
    Wen jemand Ideen hat, wie ich das Schlichten beschleunigen könnte, wäre ich interessiert…


    Grüße aus Kiel


    Gunnar

  • Wie genau sehen denn die Leerfahrten aus?
    Meinst Du dabei z.B. das Anheben des Fräsers nach jeder Bahn?
    Das kann man deutlich verkürzen, indem man die Sicherheitshöhe so niedrig wie möglich setzt. Das spart schon mal Zeit.


    Und dann kannst Du mal testen, wie das Ergebnis wird, wenn Du seitlich mehr Zustellung gibst.

    Vielleicht mal 17 oder 18 %

    Das spart auch wieder einige Zeilen, wird halt im Ergebnis eventuell ein wenig wellig aber selbst bei 20% ist es oft erstaunlich glatt.

  • Wie genau sehen denn die Leerfahrten aus?
    Meinst Du dabei z.B. das Anheben des Fräsers nach jeder Bahn?
    Das kann man deutlich verkürzen, indem man die Sicherheitshöhe so niedrig wie möglich setzt. Das spart schon mal Zeit.


    Und dann kannst Du mal testen, wie das Ergebnis wird, wenn Du seitlich mehr Zustellung gibst.

    Vielleicht mal 17 oder 18 %

    Das spart auch wieder einige Zeilen, wird halt im Ergebnis eventuell ein wenig wellig aber selbst bei 20% ist es oft erstaunlich glatt.

    Danke für die Hinweise. Um das Anheben geht es nicht. Das sind nur 2mm. Habe auch schon mit 20% Zustellung gearbeitet. Bringt ein bisschen, aber das Grundproblem bleibt. Habe das in ein 30-Sekunden-Video gepackt:

    IMG_1041.MOV

  • Ich habe mich heute auch mal rangetastet an 3d und zweiseitigen bearbeitung mit Estlecam, ich hatte beim Schlichten 20% benutzt.

    Ja, 20% geht sicher auch. Man muss dann halt etwas mehr nachbearbeiten. Mir geht es eigentlich darum, einen besser optimierten Fräspfad zu bekommen, bei dem der Fräser nicht unnötig oft zwischen verschiedenen Ecken des Bauteils hin- und herfährt. Ist aber vermutlich nicht ohne weiteres möglich. In Fusion 360 kann man zwischen einer ganzen Reihe unterschiedlicher Schlicht-Strategien wählen, damit sind bessere Werkzeugpfade möglich. Aber die Software ist so komplex (und bringt meinen altersschwachen Rechner an die Grenze des Hitzetods), dass ich aus Bequemlichkeit bei Estlcam bleibe…

  • [quote='Mopemaster','https://hobbyline.info/forum/index.php?thread/375-bequem-sitzen-und-gut-aussehen/&postID=3993#post3993']

    Ich würde beim Schlichten auch einfach eine zeilenweise Strategie wählen. Den linken oder mittleren Button, je nach gewünschter Richtung.


    Das sollte dann schneller sein und eigentlich das gleiche Ergebnis liefern.

    [/quote]

    Ja, das ist auf jeden Fall deutlich schneller. Sieht halt nicht ganz so gut aus. Ist aber wahrscheinlich trotzdem am sinnvollsten. Danke!



    Gesendet von iPad mit Tapatalk

  • Moin,


    so etwas mit ESTLCam zu machen ist in meinen Augen sinnfrei. Laut eigenen Aussagen ist das STL-Verarbeiten nur rudimentär und somit nicht die beste Wahl...


    Vor allen sind die unnützen Leerfahrten ein (Zeit-) Problem, daß übrigens auch beim reinen 2D-Fräsen schon böse zuschlägt.

    Meine Lösung ist dann immer, ESTLCam zu zwingen, so zu fräsen, wie erstellt, aber das ist hier ja nicht möglich.


    Die Lösung wäre ein Wechsel auf ein geeigneteres CAM. Nur schlagen die dann auch preislich aus dem Rahmen eines Hobbyisten.X(


    Man muss sich also entscheiden, ob man eben in Zeit oder Geld in die Hand nimmt. Ist das ein einmaliger Fräsjob, dann wäre ich für die Zeit, baut man so etwas in Serie, dann natürlich für Geld...



    sswjs, aka Jens

  • In Fusion 360 kann man zwischen einer ganzen Reihe unterschiedlicher Schlicht-Strategien wählen, damit sind bessere Werkzeugpfade möglich. Aber die Software ist so komplex (und bringt meinen altersschwachen Rechner an die Grenze des Hitzetods), dass ich aus Bequemlichkeit bei Estlcam bleibe…

    The milling options in Fusion 360 aren't as complicated as they seem. You can start with a 3D Adaptive Clearing 6mm end mill and then finish with a simple Parallel Finishing 4mm, 2mm or ball end. The simulation mode shows very well how your machine will handle the file. All the settings for tool, rpm, speeds and so are in the nc file so you just open it in Estlcam and start milling right away.

    DDV versteht Deutsch, gelernt aus 'Tatort' und 'Derrick' TV-Untertiteln.

  • [quote='DDV','https://hobbyline.info/forum/index.php?thread/375-bequem-sitzen-und-gut-aussehen/&postID=3997#post3997']

    In Fusion 360 kann man zwischen einer ganzen Reihe unterschiedlicher Schlicht-Strategien wählen, damit sind bessere Werkzeugpfade möglich. Aber die Software ist so komplex (und bringt meinen altersschwachen Rechner an die Grenze des Hitzetods), dass ich aus Bequemlichkeit bei Estlcam bleibe…

    The milling options in Fusion 360 aren't as complicated as they seem. You can start with a 3D Adaptive Clearing 6mm end mill and then finish with a simple Parallel Finishing 4mm, 2mm or ball end. The simulation mode shows very well how your machine will handle the file. All the settings for tool, rpm, speeds and so are in the nc file so you just open it in Estlcam and start milling right away.

    [/quote]

    Thank you for the encouragement. I am fiddling with Fusion 360 right now and - step by step - am getting closer to the results I hoped for. In simulation mode my toolpaths look quite promising. And - as you say - I can still use Estlcam as a controller.
    I will try these toolpaths on a cheap piece of wood next weekend…



    Gesendet von iPad mit Tapatalk

  • [quote='sswjs','https://hobbyline.info/forum/index.php?thread/375-bequem-sitzen-und-gut-aussehen/&postID=3996#post3996']

    Moin,


    so etwas mit ESTLCam zu machen ist in meinen Augen sinnfrei. Laut eigenen Aussagen ist das STL-Verarbeiten nur rudimentär und somit nicht die beste Wahl...


    Vor allen sind die unnützen Leerfahrten ein (Zeit-) Problem, daß übrigens auch beim reinen 2D-Fräsen schon böse zuschlägt.

    Meine Lösung ist dann immer, ESTLCam zu zwingen, so zu fräsen, wie erstellt, aber das ist hier ja nicht möglich.


    Die Lösung wäre ein Wechsel auf ein geeigneteres CAM. Nur schlagen die dann auch preislich aus dem Rahmen eines Hobbyisten.X(


    Man muss sich also entscheiden, ob man eben in Zeit oder Geld in die Hand nimmt. Ist das ein einmaliger Fräsjob, dann wäre ich für die Zeit, baut man so etwas in Serie, dann natürlich für Geld...



    sswjs, aka Jens

    [/quote]

    Ich habe am Wochenende ein bisschen mit anderen CAM-Programmen im Hobby-Bereich experimentiert (MeshCAM, Deskproto) - mit Ergebnissen, die eher noch weniger überzeugend waren als bei Estlcam. Und man muss Estlcam zugute halten, dass es auch auf alter Hardware in sehr überschaubarer Zeit Werkzeugpfade berechnet. Fusion rechnet bei mir drei- bis viermal so lange (und vor allem brauche ich in Fusion sehr viel länger, bis ich alle Parameter brauchbar eingestellt habe…).


    Ich fabriziere aber tatsächlich kleinere Serien und bin deshalb schon auf der Suche nach ein bisschen Zeitersparnis.
    Allerdings habe ich die Fräse noch bei weitem nicht ausgereizt, so dass ich jetzt erstmal an dieser Front weitermache und weiter sukzessive Schnitttiefe und Zustellung steigere…



    Gesendet von iPad mit Tapatalk

  • Darüber habe ich mich auch schon geärgert. Evtl bringt es was, den Haken „Strenge Fräsreihenfolge“ rauszunehmen.

    Das war tatsächlich ein nützlicher Hinweis! Ohne „strenge Fräsreihenfolge“ teilt Estlcam bei meinem Projekt die zu bearbeitende Fläche etwas sinnvoller in Segmente ein, die im Zusammenhang bearbeitet werden. Das bringt in meinem Fall fast 20% Zeitgewinn. Das ist jetzt für mich im Ergebnis o.k. Meine Experimente mit dem CAM-Modul von Fusion360 haben zwar noch etwas schnellere Werkzeugpfade ergeben, aber mir ist die Bedienung zu fummelig. Ich finde Estlcam zwar weniger mächtig, aber um Größenordnungen einfacher zu bedienen.


    In Sachen Vorschub taste ich mich weiter Stück für Stück voran und bin beim Schlichten jetzt bei 2400 mm/Minute. In Bezug auf die seitliche Zustellung bin ich von 20% zu 15% zurückgekehrt, weil die Oberflächengüte doch deutlich besser ist.


    Insgesamt bin jetzt mit der Geschwindigkeit zufrieden. Ich verbringe jetzt mehr Zeit mit dem Aufspannen und Ausrichten der Werkstücke und dem Werkzeugwechsel als mit Fräsen…

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